Veranstaltung: | 2. Landesmitgliederversammlung 2024 | Grüne Jugend Bremen |
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Tagesordnungspunkt: | 4.1.5. Genderbeauftragte*r |
Antragsteller*in: | Ida Helmich |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 05.11.2024, 20:31 |
A9: Ida Helmich
Selbstvorstellung
Liebe Grüne Jugend Bremen,
In Bremen kennen wir uns ja eigentlich alle, trotzdem stelle ich mich kurz vor. Ich bin Ida, 17 Jahre alt und wohne seit kurzem in Bremerhaven. Ich gehe noch zur Schule, und in meiner Freizeit reite und koche ich gerne, wenn ich nicht gerade bei der GJ bin. In den letzten 1,5 Jahren war ich Teil des Bildungsteams, was mir großen Spaß gemacht hat, sodass ich richtig Bock habe, den Verband jetzt noch weitergehend mitzugestalten.
Seit ich bei der GJ bin, hat sich politisch viel verändert, und nicht viel davon zum Guten. Die Ampelkoalition kann sich nicht entscheiden, ob sie das Asylrecht verschärfen, die Klimaziele aufweichen oder verzweifelt an der Schuldenbremse festhalten will, deswegen macht sie einfach alles davon. Währenddessen gewinnt die AfD eine Landtagswahl nach der anderen, erlangt Sperrminoritäten und zeigt im Thüringer Landtag, wie sehr sie die Demokratie verachtet. International sieht es auch nicht besser aus: Kriege, Hunger, Extremwetterereignisse. Das alles macht oft hoffnungslos, und manchmal fühle ich mich einfach machtlos angesichts der vielen Krisen.
Aber seitdem ich bei der GJ bin, habe ich auch unglaublich viel gelernt. Vor allem habe ich gelernt, dass die vielen Krisen, die existieren, strukturell sind. Die Ausbeutung von Arbeiter*innen, von Frauen und Queers, BIPoC und Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderungen, Natur und Umwelt sind nicht zufällig, sondern Teil der kapitalistischen Strukturen, in denen wir leben. Dieses System ist menschengemacht und damit veränderbar! Ich habe gelernt, dass, wenn wir uns zusammenschließen, wir nicht machtlos sind. Wir können vielleicht nicht die großen Krisen und Konflikte lösen, aber wir können bei uns vor Ort etwas verändern und Druck aufbauen.
Vor ein paar Wochen wurde die Grüne Jugend vom Austritt des alten BuVos und vieler Landesvorstände erschüttert. Die GJ Bremen ist mit der einzige Landesverband, der komplett geblieben ist, was, glaube ich, auch daran liegt, dass wir so eine tolle Gruppe sind. Ich bin nicht geblieben, weil ich noch so viel Hoffnung auf die Grünen setze, sondern weil ich an die Grüne Jugend glaube. Wir müssen weiterhin als linkes Korrektiv der Grünen fungieren, dürfen uns aber auch nicht an ihnen verkämpfen – unser Fokus sollte darauf liegen, junge Menschen zu politisieren und mehr zu werden.
Als ich vor zweieinhalb Jahren zur Grünen Jugend gekommen bin, wusste ich noch nicht viel über Politik, über soziale Ungerechtigkeiten, politische Abläufe und Antifaschismus. Ich wollte mich nur irgendwie gegen die Klimakrise und Diskriminierung engagieren. Dass ich noch nicht so viel wusste, war okay; ich habe nicht immer alles verstanden, aber ich wurde mitgenommen. Trotzdem weiß ich, wie es ist, wenn man in einer Textarbeit fast jedes zweite Wort googeln muss und in einer Diskussion das Gefühl hat, nichts Schlaues beitragen zu können. Niedrigschwelligkeit ist essenziell, um Zielgruppen außerhalb des typischen Studi-Umfelds zu erreichen, und nicht nach dem ersten Treffen wieder zu verlieren.
Wir sind ein toller queerfeministischer Verband, aber patriarchale Muster und Strukturen sitzen sehr tief. Deswegen reicht es nicht, queerfeministisch zu sein, wir müssen Finta*-Personen und auch andere marginalisierte Gruppen aktiv fördern. Es braucht Unterstützung, Vernetzung und Empowerment. Im Alltag erfahren viele Menschen Diskriminierung, und dagegen müssen wir weiterhin kämpfen. Gleichzeitig muss die GJ ein Safespace sein, wo wir sensibel gegenüber allen Diskriminierungsformen und offen für Feedback sind, damit möglichst viele Menschen politisch wirksam sein können.
Als Gender*-Beauftragte möchte ich mich dafür einsetzen, dass die GJ Bremen vielfältiger und niedrigschwelliger wird und sich bei uns alle wohlfühlen können.
Ich würde mich über euer Vertrauen freuen:)
- Alter:
- 17