| Veranstaltung: | 3. Landesmitgliederversammlung 2025 | Grüne Jugend Bremen |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 5.1.6. Koordinator*in für Bildungsarbeit |
| Antragsteller*in: | Lenny Deutschmann (LV Bremen) |
| Status: | Zurückgezogen |
| Angelegt: | 06.11.2025, 12:05 |
A16: Lenny Deutschmann
Selbstvorstellung
Bewerbung als Koordinator für Bildungsarbeit
Hallo liebe Grüne Jugend Bremen,
ich möchte mich hiermit als Bildungskoordinator für den Landesvorstand bewerben.
Seit nun knapp über zwei Jahren bin ich in unserem großartigen Verband aktiv und habe ihn immer als einen Ort mit tollen Menschen und stabilen Meinungen wahrgenommen. Ein Ort, der mir auch in Zeiten, in denen eine politische Krise auf die nächste folgt, das Gefühl von Wirksamkeit und Gehör gegeben hat. Deshalb möchte ich nun im Landesvorstand und in der Bildungsarbeit weiter für einen stabilen Jugendverband kämpfen.
Beweggründe / Politisierung
Ursprünglich komme ich von der wunderschönen Insel Rügen im tiefsten Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern. Politisiert wurde ich vor allem als queere Person und als Kind einer Arbeiter*innenfamilie. Seit ich mich erinnern kann, spielte Politik in meiner Familie eine Rolle, und mein starkes Gerechtigkeitsempfinden habe ich vor allem durch meine Mutter und meine Oma mitgenommen. Zwei starke Frauen, die durch die Wende geprägt wurden und durch die ich schon früh mit Gerechtigkeitsfragen konfrontiert war, sei es durch die Treuhand oder die Agenda 2010.
Ich selbst habe mich erst mit 18 getraut, mich bei meinen Freund*innen und in meiner Familie zu outen, und muss nun in Zeiten des Rechtsrucks nach mehreren persönlichen Erfahrungen Angst vor homophoben Übergriffen in meiner eigenen Heimat haben. Klimakrise, Kapitalismus und Rechtsruck machen mir Sorgen und Angst, und gerade deshalb will ich nicht aufgeben, für eine bessere Welt zu kämpfen.
In Diskussionen mit meiner eigenen Familie, bei zivilem Ungehorsam in Essen oder Riesa, beim Kirchenasyl und gemeinsam mit euch in der Grünen Jugend möchte ich für linke und progressive Positionen kämpfen.
Bildungsarbeit
Gute politische Bildungsarbeit sollte der Grundstein eines jeden Jugendverbandes sein, denn nur durch sie kann man Menschen die richtigen Werkzeuge und das Wissen geben, um für ihre eigenen Überzeugungen zu kämpfen.
Das Bildungsgame der Grünen Jugend Bremen war schon immer stark und hat mich damals als Neumitglied direkt angesprochen. An diese Arbeit habe ich im letzten Jahr als Mitglied des Bildungsteams gemeinsam mit den anderen Mitgliedern angeknüpft. Dabei haben wir unser Bestes gegeben, um unsere Bildungsarbeit weiter zu verbessern. Ich bin überzeugt, dass wir dabei viele positive Impulse gesetzt haben, die unser Bildungsangebot nachhaltig beeinflussen, und auch ich konnte sehr viel über politische Bildungsarbeit lernen.
Deshalb möchte ich auf der bisherigen Arbeit des Bildungsteams und der ehemaligen Bildungskoordinatorin aufbauen und meine eigenen Erfahrungen nutzen, um vor allem folgende Punkte in den Mittelpunkt zu stellen:
- Anteil an nicht-männlichen Referent*innen auf mindestens 50 % erhöhen
- Niedrigschwelligkeit fördern, um einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen mit unterschiedlichen Bildungshintergründen abgeholt fühlen
- Schaffung von sicheren Austauschräumen für FINTA* (Frauen*, Inter*, nicht-binäre, Trans* und agender Personen)
- stärkere Einbindung der Basis bei der Themenwahl
- Einsatz für stärkeren Austausch zwischen verbandsinternen Bildungsreferent*innen der Landesverbände
Viele dieser Punkte haben wir im letzten Jahr bereits in eine gute Richtung gebracht, doch ich bin überzeugt, dass wir im kommenden Jahr noch besser werden und noch mehr junge Menschen erreichen können.
Bremen
Als ich für mein Studium nach Bremen gezogen bin, wusste ich überhaupt nicht, was für eine Stadt mich erwartet. Doch nach wenigen Monaten hatte mich Bremen schon in seinen Bann gezogen. Ich nehme Bremen als eine wunderschöne Großstadt wahr mit einzigartiger Architektur, starken Kulturangeboten und einer super sympathischen Bevölkerung, die sich an vielen Ecken für eine bessere Welt und ein gerechteres Bremen einsetzt, sei es in Vereinen oder in der vielfältigen politischen Landschaft.
Auch Bremerhaven, das zu unserem Bundesland Bremen gehört, habe ich mittlerweile ins Herz geschlossen. Die Stadt bietet mit ihrem Hafen, den Museen und der frischen Nordseeluft einen ganz eigenen Charme, auch wenn ich personal Beef mit den dort ansässigen Möwen habe.
Doch diese positive Erzählung stammt aus der Perspektive eines Studierenden mit dem Privileg, in Findorff zu wohnen und den Höchstsatz BAföG zu bekommen. Wenn man sich politisch engagiert, merkt man schnell, dass es nicht allen Menschen hier so geht. Bremen ist das Land mit der höchsten Armutsgefährdungsquote, und vor allem zwischen Bremerhaven und meiner ostdeutschen Heimat zeigen sich viele ähnliche Probleme wie Armut, Strukturwandel und das Wegziehen vieler junger Menschen.
Gerade deshalb braucht es uns als Grüne Jugend Bremen, um laut zu sein für die Menschen in unserem Bundesland, die sonst kein Gehör finden. Wir müssen uns einsetzen gegen zu hohe Mieten, Bildungsungleichheit und für eine sozial gerechte Klimaanpassung in einer Stadt, die stark vom Klimawandel betroffen ist.
Landesvorstandsarbeit & Parteiarbeit
Jetzt mal ehrlich, Leute, wer von euch war in den letzten zwei Jahren, sei es in der Ampel oder jetzt in der Opposition, nicht von unserer Mutterpartei enttäuscht? Ich war es auf jeden Fall. Wie oft mussten wir mitansehen, wie unter dem Deckmantel von „Pragmatismus“ schlechte Politik mitgetragen wurde, sei es GEAS, Bürgergeldkürzungen oder mangelnde Radikalität beim Klimaschutz.
Auch in Bremen machen es uns die Grünen nicht leicht, wenn sie zum Beispiel immer weiter eine Dienstpflicht über die Köpfe junger Menschen hinweg pushen oder maßgeblich durch eigene grüne Senator*innen den Semesterbeitrag für tausende Studierende unbezahlbar machen.
Doch ich bin überzeugt, dass wir das als Grüne Jugend ändern können. Deshalb möchte ich mich im Landesvorstand dafür einsetzen, nicht klein beizugeben und immer dann laut und deutlich Kritik zu äußern, wenn es nötig ist.
Ich werde laut sein, wenn es darum geht, den Genozid in Palästina zu benennen, die zunehmende Militarisierung der Grünen zu kritisieren und der Überzeugung zu widersprechen, dass Veränderung nur aus Regierungsverantwortung heraus möglich ist. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass man gerade in Bremen keine unsoziale Politik mittragen darf, auch wenn die finanzielle Lage des Landes komplexe Lösungen erfordert.
Wir müssen als Grüne Jugend Bremen ein radikales Sprachrohr für linke Politik sein, um Stück für Stück nachhaltige Veränderungen in unserer Mutterpartei zu schaffen. Ich weiß, es wird nicht immer leicht und auch nicht immer erfolgreich sein, doch Aufgeben ist für mich keine Option.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mich unterstützt und wir gemeinsam für einen starken linken Jugendverband kämpfen.
LG Lenny :)
- Alter:
- 21
- Ich identifiziere mich als FINTA*:
- nein
